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Beitrag vom 27.05.2008
Gianna Nannini – Giannabest
Silvy Pommerenke
Die italienische Rockröhre und Reibeisenstimme ist eine der wenigen Musikerinnen, die ihrer Muttersprache treu bleibt und dennoch riesigen internationalen Erfolg hat. Auf der aktuellen Doppel-CD ...
...kann man die musikalischen Stationen ihrer dreißigjährigen Karriere nachhören.
Angefangen vom 1979er Superhit "America" bis hin zu drei brandneuen und bislang unveröffentlichten Songs aus dem Herbst 2007, bieten die beiden Silberlinge alle Highlights der 51-Jährigen, die aus einer wohlhabenden Konditorfamilie stammt, einen (ehemaligen) Formel 1 Fahrer zum Bruder und eine eigene Weinproduktion hat, außerdem derzeit mit Bon Jovi tourt. Dies zu ihrer Vita in Kürze. Wie so häufig über Personen des öffentlichen Lebens geredet wird, so ranken sich auch über Gianna Nannini die Gerüchte und Legenden. Um den Wahrheiten nachzugehen, sollte man einen Blick in ihre sehr lesenwerte Autobiographie "Ich" werfen. Dort dürften dann alle Fragen zu ihrer Sexualität, ihrem Drogenkonsum oder was auch immer geklärt werden. Aber zurück zum aktuellen Album.
Die drei neuen Lieder von Nannini befinden sich, so wie es sich gehört, zu Beginn der zweiten CD. Dazu gehört "Suicidio D´amore", gleichzeitig die erste Singleauskopplung dieses Best-of-Doppelalbums, des Weiteren "Pazienza", eine traumhafte Ballade und zu guter Letzt "Mosca Cieca", ein fetziger Rocksong mit Pop-Elementen. Der italienische Songtitel steht synonym für das Blinde-Kuh-Spiel, ist aber sehr wohl auch doppeldeutig zu verstehen, denn es könnte ebenso als Blindes Moskau gelesen werden, wodurch Nannini Stellung zu der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja bezieht.
Von den alten Songs sind natürlich alle wesentlichen Hits mit auf dieser Compilation vertreten. Vor allem von dem phänomenalen 2004er Album "Perle", auf dem sich Nannini erstaunlich sanft und akustisch präsentiert hatte, sind einige Songs auf "Giannabest" gelandet. Beispielsweise die traumhafte Balladen "Una luce", die an symbolträchtiger Stelle als Endsong auf das Doppelalbum gepresst wurde oder das tragisch schöne mit Streichern versehene "Meravigliosa Creatura". Aber neben diesen wunderschönen Balladen sind natürlich die Songs von Nannini vertreten, wodurch sie sich in erster Linie einen Namen im Musik-Bizz gemacht hat: Fette Rocknummern wie "Latin Lover" und natürlich "Americana" oder die Disco taugliche Nummer wie "Bello E Impossibile" oder "Fotoromanza". Auch vom gleichnamigen 1978er Album darf die Blues-Rocknummer "California" nicht fehlen, die immer noch frisch und lebendig wirkt, ebenso wenig wie der orchestral angelegte Song "Mura Mura" des im letzten Jahr erschienenen Albums "Pia Come la Canto Io". Eine bunte Mischung also von allem, was Gianna Nannini, in Italien auch gern "La Gianna Nazionale" genannt, auszeichnet.
Apropos Auszeichnung: In Italien erhielt die aus Siena gebürtige Frau bereits fünffaches Platin für ihr Best-of-Album und steht zumindest in ihrer Heimat auf den obersten Plätzen der Verkaufszahlen. Den Grundstein für ihre fulminante Karriere legte sie als Zwanzigjährige 1976 mit ihrem Debutalbum "Gianna Nannini", die Janis Joplin zu ihren großen Vorbildern zählt. Ihren Durchbruch schaffte die Feministin dann zwei Jahre später mit "California", dessen Plattencover die amerikanische Freiheitsstatue statt mit einer Fackel mit einem Vibrator zierte. Seitdem hat sie über zwanzig Alben aufgenommen, Filmmusik geschrieben, einen Song zur Fußballweltmeisterschaft in Italien komponiert, Lyrik vertont und vieles mehr.
Gianna Nannini im Netz: www.giannanannini.com
Weiterhören: Laura Pausini und Carmen Consoli
AVIVA-Tipp: Nicht nur für Gianna Nannini Fans ist dieses Best-of-Album ein absolutes Muss. Nahezu dreißig Songs, von denen drei brandneu sind, wurden auf zwei CDs verewigt und in der Sonderedition kann man die Musikerin auch noch auf DVD bewundern.
Gianna Nannini
Giannabest
Label: Polydor / Universal, VÖ Mai 2008